Kostas Charitos 10 - Zurueck auf Start - 2014 by Petros Markaris

Kostas Charitos 10 - Zurueck auf Start - 2014 by Petros Markaris

Autor:Petros Markaris [Markaris, Petros]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi
Herausgeber: Diogenes
veröffentlicht: 2015-03-28T23:00:00+00:00


[184] 23

Als wir Makridis’ Büro verlassen, fühle ich mich vollkommen erledigt und beschließe, da ich ohnehin nichts weiter tun kann, für heute Schluss zu machen.

»Lassen Sie mich an einer Bushaltestelle aussteigen, damit ich nach Hause fahren kann.«

»Machen Sie Witze? Ich fahre Sie mit dem Streifenwagen nach Hause. Soll ich die Sirene anschalten, damit wir schneller vorankommen?«

»Nein, wir haben Zeit.«

Außerdem ist die Straße frei, und unser Wagen rollt ungehindert dahin. Zwanzig Minuten später stehe ich vor unserem Wohnhaus. Als ich die Tür aufschließe, dringen aus dem Wohnzimmer Stimmengewirr und Gelächter an mein Ohr.

Fanis’ Eltern aus Volos sind da, dazu ihr Sohn, Katerina und Adriani. Am Gespräch und Gelächter beteiligen sich alle fünf außer Prodromos, der in einem Sessel sitzt und wortlos vor sich hin starrt.

»Schön, dass du da bist«, meint Adriani. »Komm zu uns.«

Sevasti erhebt sich und umarmt mich.

»Vielen Dank, Kostas«, flüstert sie mir zu.

Adriani hat mitgehört und meint: »Lass mal das ewige Dankeschön, sonst kriege ich noch schlechte Laune.«

Nach Sevasti begrüße ich Prodromos.

»Lieber Prodromos«, sage ich. »Herzlich willkommen!«

[185] »Danke, Kommissar«, antwortet er. Dabei bleibt sein Blick nach wie vor auf den Boden geheftet.

»Mach dir keine Gedanken, er wird schon wieder. Die Ereignisse sind noch zu frisch«, erklärt mir Fanis, doch sein Blick verrät, dass er besorgt ist.

»Ich weiß, es ist schwierig. Aber wir haben schon viel Schlimmeres überstanden, Prodromos«, sage ich zu ihm.

»Ja, aber damals waren wir jünger und haben mehr ausgehalten«, lautet sein Argument, womit er mir den Mund stopft. »Damals haben wir trotz aller Schwierigkeiten unseren Laden aufgebaut, der jetzt den Bach runtergeht.«

»Wir müssen die Zähne zusammenbeißen und durchhalten«, entgegnet Katerina an meiner Stelle. »Trübsal blasen bringt nichts.«

»Sevasti, komm, wir machen das Essen fertig«, sagt Adriani, die der Meinung ist, dass jede Depression vergeht, wenn man einfach zupackt.

Sie hat gefüllte Tomaten zubereitet, die schon seit Monaten nicht mehr auf der Speisekarte standen. Eine Überraschung bilden die kleinen Tintenfische, die sie mit Wildkräutern serviert. Befriedigt nimmt sie das »Oh« und »Ah« zur Kenntnis, die der Anblick der Servierplatten hervorruft. Das ist ihr ein Trost, denn ihr Tagesbudget muss sie bei weitem überschritten haben. Wer weiß, wie lange wir jetzt mit Linsen und Bohnensuppe über die Runden kommen müssen, bis sie das Finanzloch wieder gestopft hat.

»Ich habe einen wunderbaren kretischen Tresterschnaps aufgetrieben, der geht runter wie Öl«, sagt sie zu Prodromos, als sie die Flasche und eine Schüssel mit Eiswürfeln auf den Tisch stellt.

[186] »Aber Mama, Papa trinkt doch nur Tsipouro aus Volos«, meint Katerina lachend.

»Volos ist nicht der Nabel der Welt. Kreta ist auch nicht zu verachten«, lautet ihre trockene Antwort.

Damit verbreitet sie allgemeine Heiterkeit, und selbst Prodromos lächelt.

Das Essen ist so köstlich, dass sich alle die Finger lecken. Da ich tatsächlich kein Fan des kretischen Raki bin, ziehe ich Wein vor.

»Adriani, wenn wir eine Taverne mit dir als Köchin aufmachen würden, hätten wir ausgesorgt«, meint Fanis.

»Ach was, die müssten wir nach drei Monaten wieder zusperren. Wer hat in Zeiten wie diesen Geld fürs Restaurant?«, erwidert Adriani. Und gleich steht mir wieder der traurige Anblick des nächtlichen Athen vor Augen.



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